Impuls-Gedanken zum 4. Fastensonntag
Ein flapsiger Partyspruch lautet: „Jede Freude ohne Alkohol ist künstlich!“ Das macht uns aber auch deutlich, was vielleicht viele Menschen heute unter Freude verstehen. Wie immer man die gegenwärtig herrschende Lebensphilosophie umschreibt, Spaß zu haben scheint sehr wichtig zu sein. – Der vierte Fastensonntag, der auch „Laetare Jerusalem“ (Freue dich, Jerusalem) genannt wird, stellt auch eine Einladung dar, über Freude und Spaß, über tiefes Lebensglück und oberflächliche Fröhlichkeit nachzudenken, über das, was unser Lebensgefühl ausmacht und was uns wirklich trägt. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn – oder, wie es sinnvollerweise genannt wird: das Gleichnis vom barmherzigen Vater – zeigt anschaulich, wie das Leben so spielt und was dann wichtig und bedeutsam sein kann, wenn die Einstellung „Was kostet die Welt!“ in die kleinen und größeren Abgründe des Lebens geführt hat.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht in der Tat der barmherzige Vater. Seine Barmherzigkeit ist gepaart mit Güte und Großherzigkeit, als der jüngere Sohn plötzlich sein Erbe ausbezahlt haben möchte, um in die Welt hinauszuziehen und dort sein Glück zu versuchen, um eben Spaß zu haben. Warum der Vater nicht wenigstens vor den Gefahren solcher Abenteuerlust warnt, erfahren wir nicht.
Einem Vater würden wir mahnende Hinweise wohl nicht verübeln. Wie oft wären wir vielleicht dankbar für Hinweise eines erfahrenen Vertrauten, Hinweise, nicht um uns umzustimmen, aber um uns auf Chancen und Gefahren aufmerksam zu machen, Hinweise aus einer wohlmeinenden Grundhaltung heraus.
Ungezählte Biographien von Obdachlosen, von auf der Straße lebenden Menschen, zeigen bis heute, wie das Leben mitspielen kann. Nicht immer ist dabei auszumachen, ob die Unvernunft des Betroffenen oder widrige Umstände, Schicksalsschläge oder übles Mitspiel durch andere dazu geführt haben, dass „normale“ Lebensläufe auf die schiefe Bahn geraten.
Es liegt an uns, den eigenen Wunsch nach Spaßhaben zu hinterfragen und die Lebensfreude mit Gott von einer bloßen Spaßkultur zu unterscheiden. Deshalb: Wir müssen nicht erst am Boden liegen, um zu erkennen, wie groß die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes ist, der will, dass wir Freude und Spaß am Leben haben!
Ich wünsche uns allen die Erfahrung, die tiefe Freude in unserem Leben nie zu verlieren.
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht
P. Günther Wendel
Text: P. Günther Wendel; Bild von der Künstlerin Andrea Zrenner (Regensburg)