Impuls-Gedanken in der vorösterlichen Zeit zum 2. Fastensonntag
Er heißt Knulp. Er ist die Hauptfigur in dem gleichnamigen Buch von Hermann Hesse. Knulp ist ein liebenswürdiger Landstreicher, freundlich und ehrlich. Die Jahre gehen ins Land. Und eines Tages spürt er eine Müdigkeit, wie sie Menschen am Ende eines langen Lebens spüren. Und vor seinem Sterben seufzt er: „Was für ein schlimmer Kerl bin ich gewesen“! In seinem Klagen hört er die Stimme Gottes: „Sieh, ich habe Dich nicht anders brauchen können als wie Du bist. Du hast den sesshaften Menschen immer ein wenig Heimweh nach Freiheit bringen müssen“. Es ist wichtig, dass wir die Sehnsüchte wahrnehmen, die Sehnsucht, verwurzelt zu sein, eine Heimat zu haben und die Sehnsucht frei zu sein, grenzenlos leben zu können.
Wir befinden uns auf dem Weg der österlichen Bußzeit oder der Fastenzeit. In dieser Zeit geht es darum, unsere Abhängigkeiten oder Süchte, in die wir geschlittert sind, zu verwandeln in Sehnsucht, denn hinter jeder Sucht verbirgt sich eine tiefe Sehnsucht – auch die Sehnsucht nach Gott. Und tiefste menschliche Sehnsucht ist die ewige Geborgenheit in Gott. Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Gott.
Knulp war unterwegs. Knulp ist schon am Ziel angekommen – wir sind einstweilen noch unterwegs mit großer Sehnsucht im Herzen und insbesondere in dieser Zeit mit einer großen Sehnsucht nach Frieden für die Welt.
Weiterhin eine gesegnete Fastenzeit wünscht
P. Walter Körbes
Text: P. Walter Körbes; Bilder von der Künstlerin Andrea Zrenner (Regensburg)