Jede Menge Möglichkeiten der Integration
Jünkerath - Schon 2015 hatte sich die Jünkerather Einrichtung der Salesianer Don Boscos in der Flüchtlingshilfe engagiert. So sei es auch jetzt selbstverständlich, Menschen aus der Ukraine ein sicheres Dach und weitere Unterstützung zu geben, erklärt Pater Günther Wendel, der Direktor von Don Bosco Jünkerath.
Wie vielerorts in der Eifel war man auch in Jünkerath auf den Aufruf des Vereins „MMS Humanitas“ (Seffern/Eifelkreis Bitburg-Prüm) aufmerksam geworden und hatte Wohnplätze für Geflüchtete angeboten. Dass die Aufnahme der sechs Frauen und fünf Kinder zeitgleich mit der Wiederbelegung nach der coronabedingten Pause stattfand, sei kein Problem. „Im Gegenteil“, betont Direktor Wendel – „so bieten sich jede Menge Möglichkeiten der Integration.“
Seit gut vier Wochen ist das Dominikus-Savio-Haus nun die Heimat einer großen ukrainischen Familie: eine Frau mit ihren beiden erwachsenen Töchtern, von denen die jüngere ihr erstes Kind erwartet, sowie zwei Nichten, außerdem fünf Kinder im Alter von neun Monaten bis elf Jahre. Und Natalia, die junge Frau, die sie unterwegs auf der Flucht kennengelernt und sich um sie gekümmert hatten, kurz nachdem ihre Eltern ums Leben gekommen waren.
Großes Unterstützungsangebot
„Wir haben ihnen eine eigene Küche zur Verfügung gestellt“, erklärt Nicole Klasen. Das gemeinsame Einkaufen von Lebensmitteln und das Zubereiten des Essens tue ihnen gut und lenke sie ab, meint die stellvertretende Einrichtungsleiterin. „So viele Spenden und Unterstützungsangebote aus Jünkerath und den Dörfern ringsherum!“, freut sich Pater Paul Thörner. Und nennt stellvertretend für all die Einzelspenden und Aktionen den Kuchenverkauf der Frauengemeinschaft Lissendorf mit dem Erlös von 1000 Euro zugunsten der neuen Mitbewohner sowie das ehrenamtliche Engagement des Sportpädagogen Amiri Bahawoddin. Direktor Wendel lobt die Mitarbeiter von Don Bosco Jünkerath, die über ihren Dienst hinaus für die Geflüchteten da sind. Dazu gehört das Färben von Ostereiern in den ukrainischen Landesfarben blau und gelb. Dazu gehört das Unterrichten der Ukrainer durch Bruder Kurt Steffens, der die hauseigene Musikschule leitet. Dazu gehört aber auch in besonderer Weise das Engagement eines Bewohners der so genannten Verselbstständigungsgruppe: Der 16-jährige Alexander, der neben Deutsch auch Ukrainisch und Russisch spricht, fungiert als Dolmetscher. „Und zwar vorbildlich“, wie der Direktor betont. Alexander sei anlässlich der Registrierung der Ukrainer eigens vom Unterricht am Eifel-Kolleg in Euskirchen freigestellt worden, erzählt Pater Wendel.
Sorge um Verwandte und Freunde in der Ukraine
Nun übersetzt Alexander in professioneller Weise die Fragen unserer Zeitung bei der Begegnung mit Natalia (sie möchte am liebsten für immer in Deutschland bleiben) und mit der ukrainischen Großfamilie. „Wir sind beruhigt, froh und zufrieden“, erklärt die Großmutter. „Hier wurden wir überaus herzlich aufgenommen“, so bringt sie den Tag ihrer Ankunft auf den Punkt. Es fehle ihnen zwar an nichts. Dennoch sei es für sie und ihre Töchter und Nichten eine schwere Zeit. „Wir alle sind in großer, ständiger Sorge um unsere Ehemänner und um die Verwandten und Freunde, die noch in der Ukraine sind“, sagt sie. Unter dem zustimmenden Nicken der anderen erklärt sie: „Wir wünschen uns ein baldiges Ende des Krieges.“
Die drei Jungen besuchen die Graf-Salentin-Grund- und Realschule plus in Jünkerath. „In der Ukraine haben wir mehr Hausaufgaben aufbekommen“, übersetzt Alexander die von einem Lachen begleiteten Worte des elfjährigen Dimar. Die Augen der Jungen strahlen, als die Rede auf die vielen Freizeitmöglichkeiten auf dem weitläufigen Gelände und in den bestens ausgestatteten Räumlichkeiten kommt.
Text und Foto: Brigitte Bettscheider (Trierischer Volksfreund)